Klettern und Bouldern: Eine inklusive Sportart für alle

Klettern und Bouldern bieten eine einzigartige Möglichkeit, physische Herausforderungen zu meistern, Selbstvertrauen aufzubauen und Gemeinschaft zu erleben. Die DAV Kletter- und Boulderanlagen in Thalkirchen, Freimann, Gilching und Bad Tölz ermöglichen Inklusion und sind bemüht den Sport für Menschen mit unterschiedlichsten Voraussetzungen zugänglich zu machen. In den letzten Jahren hat sich die Diskussion über Inklusion im Klettersport intensiviert. Menschen mit Behinderungen oder Einschränkungen, ältere Personen sowie andere bisher unterrepräsentierte Gruppen finden zunehmend Zugang zu diesen Aktivitäten.

Doch was macht Klettern und Bouldern so inklusiv, und welche Herausforderungen bestehen noch?

Was macht Klettern und Bouldern inklusiv?

  1. Vielfalt der Anforderungen: Klettern und Bouldern können individuell angepasst werden. Besonders die DAV-Anlagen in Thalkirchen, Freimann, Gilching und Bad Tölz bieten vielfältige Routen für Anfänger:innen und Fortgeschrittene. Menschen mit unterschiedlichen Fähigkeiten können gemeinsam klettern, da die Schwierigkeitsgrade klar eingeteilt sind. Spezielle Kursbereiche erleichtern die Gruppenarbeit.
  2. Stärkung des Selbstvertrauens: Klettern fordert körperliche und mentale Stärke gleichermaßen. Der Erfolg beim Überwinden einer Route kann ein enormes Selbstwertgefühl vermitteln, unabhängig von den individuellen Voraussetzungen.
  3. Technologie und Ausrüstung: Spezialgurte ermöglichen es Menschen mit Behinderungen, sicher zu klettern. In den Hallen erleichtern vor allem Toprope-Routen das Sichern. Aufzüge, gut begehbare Böden und Klappsitze in normgerechter Höhe sorgen für zusätzlichen Komfort und Zugang für alle.
  4. Soziale Aspekte: Kletter- und Boulderhallen fördern Teamarbeit und Kommunikation. Oft benötigt man einen Partner oder eine Partnerin, der/die sichert oder motiviert. Dies schafft eine inklusive Atmosphäre, in der Menschen unabhängig von Herkunft, Geschlecht oder körperlichen Fähigkeiten zusammenkommen können.

Beispiele für Inklusion im Klettersport

  1. Inklusive Klettergruppen: Die DAV Verbund Sektionen bieten kompetent betreute Gruppen, Kurse und Trainings an, die auch für Menschen mit Behinderung offen sind. Dort bedeutet Inklusion gelebte, gleichberechtigte Teilhabe am gemeinsamen Klettern und es stehen die Freude an der Bewegung und der soziale Austausch im Vordergrund. Aber auch zahlreiche Einrichtungen besuchen die DAV Verbundkletter- und Boulderzentren regelmäßig, darunter die SWW Blindenwerkstatt, der IWDR und viele mehr.
  2. Paraclimbing-Wettbewerbe: Paraclimbing ist eine Disziplin des Sportkletterns für Menschen mit Behinderungen. Wettbewerbe wie die Paraclimbing-Weltmeisterschaften zeigen, wie vielfältig und leistungsstark diese Community ist.
  3. Kletterprojekte für psychische Gesundheit: Projekte, die Klettern als therapeutisches Mittel für Menschen mit psychischen Erkrankungen nutzen, haben in den letzten Jahren an Bedeutung gewonnen. Klettern bietet dabei eine Kombination aus körperlicher Aktivität und mentaler Konzentration, die Stress abbauen und das Wohlbefinden steigern kann.

Fotos: DAV/Julian Rohn

Herausforderungen der Inklusion im Klettersport

  1. Barrierefreiheit: Trotz der Fortschritte gibt es noch Hürden: Nicht alle Klettersportanlagen haben Bereiche, die vollständig barrierefrei sind. Dies betrifft die Benutzbarkeit der sanitären Anlagen, Orientierungshilfen für Blinde usw. Aufklärungskampagnen und Schnupperangebote fördern das Verständnis und die Akzeptanz inklusiven Kletterns. Die DAV-Anlagen in Thalkirchen, Freimann und Bad Tölz setzen jedoch Maßstäbe mit barrierefreien Zugängen, geeigneten sanitären Einrichtungen und inklusiven Angeboten.
  2. Sensibilisierung: Vielen Menschen ist nicht bewusst, wie inklusiv Klettern und Bouldern sein können. Hier sind Aufklärung und Öffentlichkeitsarbeit wichtig, um Barrieren in den Köpfen abzubauen.
  3. Finanzielle Hürden: Oft fehlen finanzielle Mittel. Spezielle Ausrüstung und Kurse für Menschen mit Behinderungen sind teuer. Auch die gezielte Fortbildung von Trainer:innen für inklusives Arbeiten ist essenziell. Neben den Ermäßigungen in den 4 DAV Verbundkletter- und Boulderzentren sind Initiativen wie A.L.M. (Alpen.Leben.Menschen) des DAV oder Aktion Mensch wertvolle Unterstützer. Förderprogramme und Unterstützung durch die öffentliche Hand könnten hier Abhilfe schaffen.  Die vier DAV Verbundanlagen bieten deutliche Ermäßigungen für soziale Gruppen an, montags sind Gruppen mit Handicap sogar kostenfrei.
  4. Ausbildung von Trainer:innen: Trainer:innen benötigen spezifisches Wissen und Fortbildungen, um inklusiv arbeiten zu können. Hier besteht noch Nachholbedarf.

Fazit

Klettern und Bouldern bieten enorme Potenziale für Inklusion. Sie fördern nicht nur körperliche Fitness, sondern auch mentale Stärke und Gemeinschaftsgefühl. Mit der richtigen Infrastruktur, einer Sensibilisierung der Gesellschaft und finanzieller Unterstützung können diese Sportarten noch inklusiver werden. Letztlich zeigt Klettern: Jeder Mensch kann über sich hinauswachsen, unabhängig von den individuellen Voraussetzungen.

Auf unserer Verbundseite gibt es im Inklusionsbereich nicht nur weiterführende Informationen, sondern auch Vorstellung einiger Gruppen mit Menschen mit Behinderung, die in den Verbundkletter- und boulderanlagen klettern.

Gruppenporträts

Klettern mit „I“ für Inklusion Die mItklettern-Angebote der Sektion München verbinden Menschen mit und ohne Behinderung in einer gleichberechtigten Seilschaft. Ziel ist es, durch den Klettersport Räume für gemeinsames Erleben, Lernen und Wachsen zu schaffen. Ein zentrales Prinzip ist dabei das Klettern auf Augenhöhe. Der Verein trägt damit zur Inklusion unterschiedlichster Gruppen bei, zum Beispiel Menschen mit Behinderungen, Kinder, Jugendliche oder Senioren.

Zum Porträt

Seit sechs Jahren ist das Kletter-Team der Süd-Bayerischen Wohn- und Werkstätten für Blinde und Sehbehinderte (SWW) regelmäßig im DAV Kletter- und Boulderzentrum Thalkirchen zu Gast. Die Einrichtung bietet vielfältige Wohn- und Arbeitsmöglichkeiten für Erwachsene mit Blindheit oder Sehbehinderungen sowie weiteren Beeinträchtigungen. Ihr zentrales Anliegen ist es, Lebensfreude zu fördern, Selbstbestimmung zu stärken und die individuelle Persönlichkeit in ihrer Einzigartigkeit zu würdigen.

Das Kletterprojekt der SWW hat bereits an mehreren landesweiten Wettbewerben teilgenommen. Der letzte Meilenstein war die Teilnahme an den bundesweiten Special Olympics mit acht qualifizierten Athlet:innen. Oberste Priorität bleibt die Freude an Bewegung und Sport.

Zum Porträt

Der Münchner Verein „Ich will da rauf! e. V.“ (IWDR), der seit vielen Jahren zu Gast im DAV Kletter- und Boulderzentrum Thalkirchen ist, bringt seit 2008 Menschen durch den Klettersport zusammen. Regelmäßig organisierte Klettergruppen ermöglichen es Menschen mit und ohne Behinderung, gemeinsam die Freude am Klettern zu erleben. Die Teilnehmenden begegnen sich auf Augenhöhe – eine Behinderung spielt dabei keine Rolle mehr. Der Verein schafft für Menschen mit Behinderung die Möglichkeit, am gesellschaftlichen Leben teilzunehmen.

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